Wie entstand eigentlich das Martinsfest, wie wir es heute im Rheinland kennen? Was hat dieser Brauch mit Halloween und dem Hoppeditz aus dem Karneval zu tun? Drei unterschiedliche Fragen, die eine neue Ausstellung „Kulturerbe Sankt Martin“ beantwortet. Sie wird am Samstag, 22. Oktober, um 14 Uhr zunächst in der Brüggener St.-Nikolaus-Kirche eröffnet. Weitere Stationen sind Kempen und Moers. Der Besuch in Brüggen ist kostenfrei; dazu gibt es ein Begleitheft (Preis: ein Euro).
Leuchtende Laternen, ein Heiliger zu Pferd, Martinslieder, die Teilung des Mantels für den Bettler, Martinsfeuer, dazu Mutzen und das Heischen (oder Gripschen) an fremden Türen: Das alles gehört im Rheinland zum St.-Martinsfest rund um den Namenstag des Heiligen, den 11. November.
INFO
Ausstellung an drei Stationen
Kirche St. Nikolaus.
Die Ausstellung „Kulturerbe Sankt Martin“ wird am Samstag, 22. Oktober, um 14 Uhr in der St-.Nikolaus-Kirche, Klosterstraße 40 in der Brüggener Fußgängerzone, eröffnet. Sie ist bis Samstag, 29. Oktober bei freiem Eintritt zu sehen, montags bis freitags von 15 bis 17 Uhr während der „offenen Kirche“. Schulklassen und große Gruppen können einen Termin vereinbaren im Pfarrbüro unter Ruf 02163 6715 oder per Whatsapp (01520 2892201).Weitere Stationen Ab Sonntag, 23. Oktober bis 15. November, im Kulturforum Franziskanerkloster, Burgstraße 19 in Kempen; ab Mittwoch, 26. Oktober im Grafschafter Museum, Kastell 9, Schloss Moers.
Ausleihe für 2023 möglich. Kontakt: René Bongartz, Ruf 0177 1753214; Jeyaratnam Caniceus, Ruf 0171 3636156.
www.martinstradition.de
Außerdem zeigt die Ausstellung, was das Fest darüber hinaus ausmacht – und erklärt, warum so viele Menschen diese Tradition unverändert leben und lieben: „St. Martin ist ein Fest für alle“, sagt René Bongartz. Und der Gedanke des Teilens sowie Werte wie Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft seien universelle Werte – herzerwärmend für viele Menschen.
Neben Bongartz ist Jeyaratnam Caniceus aus Kempen ein weiterer Ausstellungsmacher: Er hatte die Idee für die Sankt-Martin-Präsentation, kümmerte sich um die Organisation; René Bongartz schrieb die Texte für die 20 großformatigen Banner und Jürgen „Moses“ Pankarz, Illustrator aus Kempen, schuf die Zeichnungen dazu.
Mehr erfahren können die Besucher über das Leben des Heiligen, über das frühe Brauchtum und dessen weitere Entwicklung, über Bräuche zum Martinsfest in Deutschland und in Europa sowie über Verbindungen zu Halloween und Hoppeditz im Karneval.
Für René Bongartz sind gerade diese Verbindungen besonders spannend: Denn Karneval, Halloween und das Martinsfest seien eng miteinander verwandt. Der Hoppeditz aus dem Karneval sei ursprünglich ein kleiner Sankt Martin gewesen: das Martinsmännlein, ein Kind, das beim Martinszug auf den Schultern getragen wurde. Für den Karneval wurde daraus ein erwachsener Hoppeditz, dessen Erwachen am 11. November gefeiert werde.
Dass Halloween und das Martinsfest im Ursprung keineswegs miteinander konkurrieren mussten, sondern ähnlich gefeiert wurden, darüber informiert ein weiteres Banner: „Wie bei uns wurde am Martinstag auch in Irland um Süßes gebeten und Brennmaterial für ein Freudenfeuer gesammelt. Statt Holz gab es dazu die Knochen der Schlachttiere – das gruselige Element von Halloween.“ Laut Bongartz zeige dies auch die Bezeichnung Bonfire, die sich durch die Verwendung von Knochen (bones) erkläre.
Zudem motiviert die Ausstellung dazu, dass alle dieses Erbe lebendig halten könnten: „Unsere rheinische Martinstradition kann nur funktionieren, wenn Erwachsene ihr Wissen weitergeben und junge Menschen zum Mitmachen bewegen“, sagt René Bongartz. Für die lebendige Tradition sorge die Arbeit der Initiative „Kulturerbe Sankt Martin“, die auch auf Bannern vorgestellt wird.
Bongartz und Caniceus haben bereits erreicht, dass die rheinische Martinstradition 2018 immaterielles Unesco-Kulturerbe des Landes Nordrhein-Westfalen wurde. Jetzt wollen sie nicht nur den Heiligen mit dem Mantel und die Martinsbräuche mit der aktuellen Ausstellung bekannter machen, sondern planen auch einen weiteren Schritt.
„Wir wollen den immateriellen Kulturerbe-Titel auf Bundesebene erreichen“, kündigt René Bongartz an. Für den 14. Januar 2023 ist ein Treffen von St.-Martins-Vereinen und -Komitees in Viersen-Süchteln geplant. 153 sind Bongartz zufolge eingeladen worden. Mit ihnen wollen sie nicht nur die geplante nächste Bewerbung erläutern, sondern auch die Idee einer neuen Dachorganisation, eines Martins-Bundes.
Um die St.-Martin-Ausstellung realisieren zu können, mussten die Initiatoren Sponsoren suchen. Gefunden wurden diese etwa in der Provinzial, der Gemeinde Brüggen, der Stadt Kempen und den Stadtwerken Kempen. Da der Brüggener Gemeinderat für die Schau bis zu 1000 Euro zusagte, wurde Brüggen als Premierenort gewählt. Eine Förderung von 4500 Euro durch das NRW-Heimatministerium war nach diesem Beschluss möglich.
Im Jahr 2023 soll die Präsentation auf Reisen gehen. Örtliche St-Martins-Vereine, -Komitees und -Ausschüsse können sich bei den Ausstellungsmachern melden und Termine buchen.